Das »Wunderwaffen«-Potenzial
In die Zeit des Nationalsozialismus fallen hochtechnologische Innovationen, die bis heute als zukunftsweisend gelten, wie etwa bahnbrechende Waffen-, Verschlüsselungs- und Ortungssysteme. Manchen Innovationen wurde sogar »Wunderwaffen«-Potenzial zugeschrieben. Auf deutscher Seite hoffte man, dem Kriegsgeschehen mit ihrem Einsatz eine Wende geben zu können.
Tatsächlich gelang die Entwicklung sensationeller Waffensysteme, zum Beispiel des Strahlflugzeuges Messerschmitt Me 262, des Marschflugkörpers Fieseler Fi 103 (»V1«), der Fernwaffe Aggregat 4 (»V2«), der Panzerkampfwagen V und VI (»Panther« und »Tiger«) oder der U-Boot-Klasse XXI. Hieraus entwickelte sich das Narrativ, die Deutschen seien ihren Gegnern im Zweiten Weltkrieg technisch weit voraus gewesen. Dabei wird ausgeblendet, dass Deutschland auf kriegsentscheidenden Gebieten im Laufe des Krieges von den Westalliierten überholt wurde. Hinzu kam insbesondere bei der Luftwaffe eine verfehlte Entwicklungs- und Industrieführungspolitik.
Dieses Buch zeigt auf, welche Weichenstellungen und Führungsstrukturen auf deutscher Seite für diese Entwicklung letztlich entscheidend waren und warum die »gigantischen Visionen« oft an die Stelle einer nüchternen Lageanalyse traten, die mit klarem Blick das eigene Potenzial und dessen Grenzen hätte beurteilen sollen.